Auswilderung

Sauberes, gut strukturiertes Substrat mit adulter Flussperlmuschel

Die Auswilderung von Jungmuscheln dient der Stützung der rezenten Muschelvorkommen. Um nach der mehrjährigen Aufzuchtphase einen möglichst hohen Ansiedlungserfolg sicherzustellen, bedarf es einer systematischen Vorbereitung der Jungmuschelauswilderung. Hierzu werden vorab potentielle Auswilderungsstellen ausgewählt und wird anhand folgender abiotischer Kriterien ihre Eignung als Muschelhabitat bewertet:

  • Substratstruktur: die Struktur des Gewässerbetts
  • Substratstabilität: die Stabilität des Gewässerbetts
  • Wasserqualität: Physikalisch-chemische Eigenschaften z.B. Sauerstoffgehalt, ph-Wert, Stickstoffkonzentrationen

Markierte Jungmuscheln im Gewässer

Erfüllen die abiotischen Parameter einer potentiellen Auswilderungsstelle die Anforderungen der Jungmuscheln, werden außerdem biotische Parameter in die Bewertung einbezogen:

  • Wirtsfischbestand
  • Nachweis rezenter Muscheln oder Bioindikation mit Jungmuscheln

An geeigneten Stellen werden die Jungmuscheln nach Umstellung auf eine filtrierende Lebensweise und mit einer Schalenlänge von > 1 cm in definierten Bereichen ausgebracht.

Besonders zu Beginn einer jeden Jungmuschelauswilderung ist ein intensives Monitoring notwendig. Anhand regelmäßiger Kontrollen werden der Auswilderungserfolg und die Etablierung der Jungmuscheln an den Standorten dokumentiert. Dabei werden die Muscheln mit sog. „tags“ (engl.: Schild, Kennzeichen) markiert.

Muschelsuche mit Radio-Telemetrie

Jede Muschel erhält einen farbigen „Shellfish-tag“, ein kleines Farbplättchen mit einer individuellen, gut erkennbaren Nummer. Einzelne Individuen werden je nach Entwicklungsstadium mit sogenannten „Telemetrie-tags“ zur Nachverfolgung im Gewässer ausgestattet:

  • Bei der Radio-Telemetrie senden die „tags“ aktiv ein Signal, das mit einer Antenne nachverfolgt werden kann, um den genauen Aufenthaltsort der Muscheln zu bestimmen. Diese Markierung dient unter anderem dazu, die für die Zucht verwendeten Elterntiere jederzeit im Gewässer wiederzufinden.
  • Bei der PIT-tag-Telemetrie werden kleinere, „passive tags“ verwendet. Die sogenannten PIT-tags (Passive Integrated Transponder Tags) senden durch einen elektromagnetischen Impuls, ausgelöst durch eine Senderantenne, ein Signal – dadurch benötigen sie keine eigene Energiequelle und haben somit eine lange Lebensdauer. Sie dienen vor allem der Validierung der Wiederansiedelungen mit Jungmuscheln. Durch ein gezieltes Absuchen eines Gewässerabschnitts mit der Antenne können so auch eingegrabene Muscheln aufgespürt werden, ohne dabei das Substrat zu stören.