Ausgangssituation

Die Flussperlmuschel ist in Deutschland nach wie vor vom Aussterben bedroht. Nur in einzelnen Beständen konnte bisher eine erste Stabilisierung, wenn auch noch keine eindeutige Trendwende, erreicht werden. Die langsame Reaktion der Bestände auf die Schutzmaßnahmen ergibt sich aus dem komplexen Zusammenspiel verschiedener Gefährdungsfaktoren sowie den langen Entwicklungszeiten der Flussperlmuschel.

Zu den wesentlichen Gefährdungsfaktoren für die Flussperlmuschel zählen u.a.:

  • hohe Sedimenteinträge in die Gewässer, die zu einer höheren Schwebstoff-Fracht und zur Verfüllung des Kieslückensystems führen,
  • mangelnde Substratqualität des Gewässerbodens aufgrund einer Erhöhung des Anteils feiner Korngrößen und der Entfernung von großen Steinen und Felsen,
  • Schadstoffeinträge in die Gewässer,
  • Mangelnde Qualität und Verfügbarkeit der Nahrung,
  • Wirtsfischmangel
  • geringe Populationsgrößen der Zielart, die beispielsweise zu Inzuchtphänomenen und Überalterung führen können,
  • Gewässerausbau, z.B. Uferbefestigung, Begradigung und ähnliche bauliche Maßnahmen,
  •  Klimawandel (höhere Wassertemperaturen, die zu einem geringeren Sauerstoffgehalt des Wassers führen, austrocknende Gewässerabschnitte, Hochwasserereignisse mit Verdriftung von Muscheln),
  • Strukturmangel in den Gewässern, häufig aufgrund der Entfernung „störender“ Elemente wie großer Steine oder Totholz im Zuge des Gewässerausbaus.

In verschiedenen Vorläuferprojekten wurde bereits mit der Behebung einiger Defizite begonnen, weitere Anstrengungen sind jedoch erforderlich.

Fotos Gefährdungsfaktoren

Erosion
Nahrungsressource
Uferosion
veralgtes Substrat
Verschlammung Substrat

Auswahl von Vorläuferprojekten zu MARA

Die Verbundpartner waren bereits vor MARA im Muschelschutz aktiv und in den Projektgebieten wurden bereits Projekte durchgeführt, welche die Grundlage für das Projekt MARA darstellen. Die nachfolgende Übersicht bietet eine Auswahl der verschiedenen Initiativen und Projekte:

  • Verschiedene lokale Initiativen zum Schutz der FPM in den Landkreisen PA, FRG, REG, CHA Förderung: BayernNetz-Natur-Projekte; Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinie
    Zeitraum: 1992-2014
    Projektgebiet: Südostbayern
    Projektdurchführende: Landkreis und Stadt Passau, Landschaftspflegeverband Passau, Landkreis Freyung-Grafenau, Landkreis Regen, Naturpark Oberer Bayerischer Wald. Diese bilden in MARA die Trägergemeinschaft zur Rettung der Flussperlmuschel in Südostbayern, die vom Landkreis Passau vertreten wird.
    Inhalt: Etablierung der Flussperlmuschel-Nachzucht, Maßnahmen zum Sedimentrückhalt, Umwandlung von Flächennutzungen
  • ArKoNaVera - Umsetzung regionaler Schutzmaßnahmen und Entwicklung eines neuen überregionalen Artenschutzkonzeptes für die Nationalen Verantwortungsarten: Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) und Malermuschel (Unio pictorum)
    Förderung: Forschungs- und Umsetzungsprojekt im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt, gemeinsame Förderung durch BMU/BfN und BMBF sowie verschiedene Drittmittelgeber
    Zeitraum: 2015-2021
    Projektgebiet: Südostbayern, Sächsisches Vogtland
    Projektdurchführende: Technische Universität Dresden, Technische Universität München, Fraunhofer – Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH, Vogtlandkreis, Landkreis Passau, WAGU GmbH, Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt Inhalte: Flussperlmuschel-Nachzucht, Sedimentrückhalt, Strukturverbesserungen an Zielgewässern
  • Aufbau nachhaltiger Jungmuschelbestände in NATURA 2000 Gebieten im Grünen Band Bayern-Tschechien
    Förderung: EU-Interreg IIIA
    Zeitraum: 2014-2020
    Projektgebiet: Nordostbayern
    Projektdurchführende: Bund Naturschutz Kreisgruppe Hof, Agentur für Natur- und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik Inhalt: Aufbau einer Zuchtstation, Sedimentrückhalt
  • EU-LIFE – Lebendige Bäche in der Eifel
    Förderung: LIFE Natur
    Zeitraum: 2003-2009
    Projektgebiet: Nordrhein-Westphalen
    Projektdurchführende: Biologische Station StädteRegion Aachen e.V., Biologische Station Euskirchen
    Inhalt: Gewässerrenaturierung
  • Schutz und Erhalt der FPM in NRW
    Förderung: NRW Stiftung u.a.
    Zeitraum: 2003-2020
    Projektgebiet: Nordrhein-Westphalen
    Projektdurchführende: Biologische Station StädteRegion Aachen e.V.
    Inhalt: Flussperlmuschel-Nachzucht

Das Projekt MARA knüpft unter Einbeziehung aller bisherigen Projektdurchführenden an die Vorläuferprojekte an und entwickelt die dort etablierten Methoden und Maßnahmen weiter. Erstmals werden die bisher stets auf einzelne Teilgebiete beschränkten Initiativen in einem Projekt zusammengefasst und systematisch vernetzt. Die konzertierte Zusammenarbeit bietet z.B. Vorteile für die Nachzuchtprogramme und erhöht die Sichtbarkeit durch Synergien einer gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit. Dadurch soll die Erreichung des langfristigen Ziels selbsterhaltender Flussperlmuschelbestände und einer Steigerung des gesellschaftlichen Bewusstseins für die biologische Vielfalt im allgemeinen und die Flussperlmuschel im speziellen gefördert werden.

Auch auf internationaler Ebene bestehen bisher vor allem Einzelinitiativen in verschiedenen Ländern, die sich bisher nur sporadisch im Austausch befinden. Besonders häufig wurden in den Förderprojekten der letzten Jahre Zuchtstationen aufgebaut, wie z.B. in Frankreich, Luxemburg, Spanien, England oder auch Norwegen. Deshalb strebt MARA auch auf internationaler Ebene eine deutlich stärkere Vernetzung in Form der Etablierung eines internationalen Flussperlmuschel-Netzwerks an, sodass die einzelnen Initiativen verstärkt zusammenarbeiten und gegenseitig von den bestehenden Erfahrungen profitieren können. Ein Vorbild für dieses internationale ExpertInnen-Netzwerk ist die Native Oyster Restoration Alliance, die sich dem Schutz einer anderen Großmuschelart- der Europäischen Auster, widmet.